Du kannst nicht alles tun, was die Welt braucht, aber die Welt braucht all das Gute, was Du tust. Ich sprech' mir aus der Seele. Punkt.

Facebook und Twitter

Folge Outbex auf Twitter

Donnerstag, 16. Juni 2011

Grün, für den Schatten am Purpurmond

Mondfinsternis. Ganz langsam wird aus der leuchtend gelben Frucht, eine Blutorange. Erinnert mich irgendwie an den Schatten, der sich ebenso von Zeit zu Zeit auf mich legt. Was ist es nur, dass meine Leuchtkraft in ein mattes Rot verwandelt und mich in der Tiefe meines Seins zu belasten scheint? Welche Lichtquelle, welcher Ursprung, wirft diesen fühlbar pupurroten Schleier über mich? Während ich den Mond betrachte, und sich die Wolken ein wenig mehr zur Seite schieben, beginnt in meinem Kopf eine Orgie von Bildern aus der Vergangenheit. Diese Momentaufnahmen wirbeln wild durcheinander und ich möchte das erste Bild finden, dass, mit dem alles begann. 
Füße. Sie strampeln wild. Mein Vater hält mich auf dem Arm, es ist dunkel, ein kalter Wind berührt meine Wangen und bunte Muster zucken am Himmel. Die Luft ist dick, angereichert mit etwas, dass ich nicht einatmen will...ich halte die Luft an. Je näher ich dieses Bild betrachte umso klarer wird die Umgebung. Ich höre schrecklichen Lärm, ein Getöse und ich strampele mit meinen kleinen Füßchen vor Aufregung. Es kracht und blitzt, er hält mich in die Luft und sagt so etwas wie: "Schau es ist Silvester!" Er hebt mich immer höher in die Nacht, ich sehe das Balkongeländer zu meinen Füßen und ich habe entsetzliche Angst, dass er mich fallen lässt.
Nun wird mir klar, warum ich Silvester nicht ausstehen kann, bis Heute. 
Das Bild verblasst und ich sehe ein neues. Mein Vater hat seine Koffer gepackt, er steht in der Tür und weint. Ich schaue ihn an und sage: "Papi ich will mit!" Er sagt: "Ich kann dich nicht mitnehmen, Du musst bei Mama bleiben." Und meine Erinnerung, gibt viele Bilder des Geschehens preis. All jene Streitigkeiten und kämpfe meiner Eltern, all jene Gesichtsausdrücke des Zorns, der Rage und der Verzweiflung während sie sich anschrien. Jetzt stand er hilflos da und verließ mich. Ich war 5 Jahre alt. Was für ein Verlust. Schmerz. Hatte er mich denn garnicht lieb? War ich schuld daran, dass er gehen musste? Dieser Moment hat sich in meine Seele gebrannt und in mein "erwachsenes" Verhalten in Beziehungen. Ich hatte mein Leben lang Angst verlassen zu werden, es nicht alleine zu schaffen und diesen Schmerz wieder zu erleben. Je mehr ich tat um ihn zu vermeiden, umso sicherer war das befürchtete Ergebnis.

In meinen Beziehungen zu Menschen, nahm ich vieles einfach hin, ohne jeden Widerspruch, nur um nicht verlassen, sondern geliebt und wertgeschätzt zu werden. Jedoch war mir dies nie bewusst. Die Schlüssel-Szene mit meinem Vater und sein Verhalten während meiner frühen Kindheit, hatte ich längst erfolgreich verdrängt, aber dieser Schmerz hatte sich bereits als Angst manifestiert. Ich erlebte immer wieder dasselbe Szenario, nur war es diesmal nicht mein Vater. Es war der "Charackter" der Liebe die ich kannte und die hatte ja in meinem Fall kein "gutes Ende" gefunden. Es war meine Liebe und ihr Schatten. Es wiederholte sich alles nur und ich war stets mit diesem, scheinbar unvermeidbaren Schicksal verbunden. Ich erlebte eine Trennung, in der ich mit und durch meine beiden Kinder, wiederholt in meine eigene Kindheit versetzt wurde. Besonders meine Tochter litt unter jenem Verlust-Schmerz und ich fühlte jede Sequenz davon, denn es war meine eigene. 
Auf diese Weise gebe ich unbewußt das an meine Kinder weiter, was ich selber erfahren habe und wenn man graben würde, könnte man verstehen, warum man selbst vieles weiterführt, was die eigenen Eltern wiederum nur weiterführten. Bis zu dem Moment der Erkenntnis dessen und der Absicht diesen Schatten zu beleuchten und somit gehen zu lassen.
Eine Trennung kann das heilsamste sein, was in einem Leben je geschehen kann, denn zum ersten mal übernimmst Du alleine für Dein Leben und das Deiner Kinder, die volle Verantwortung. Ich lernte zu vergeben und ich lernte mich selbst zu lieben, mit all meinen kleinen Schatten, Schlägen, Sprüngen, Hau's und Gaga's. Durch die schwierigsten und scheinbar ausweglosesten Sackgassen kann man einen Tunnel graben. Es dauert eine Weile, aber es geht ein Weg hindurch.

Zu guter letzt stehst Du da, 
blickst zurück und fühlst all das Glück und jene 
unbändige Liebe 
die immer da war und immer da sein wird, 
solange Du selbst Dich nicht verlässt, 
und Deinen Werten treu bleibst. 

So wie auch ich mich von diesem "Urschmerz" befreie, so befreien sich auch meine Kinder davon. All jene Ängste, zum Beispiel, auch der materielle Verlust bei einer Trennung, können nicht aufwiegen, welches Geschenk Dir Deine Freiheit und Eigenverantwortung bringt. Plötzlich spielt es keine Rolle mehr, was die anderen sagen oder denken, ob sie Dich gar lieben oder nicht. Du wirst viele Menschen wieder verlassen oder auch verlassen werden, wenn Du nur weißt wer Du bist, weißt du auch genau wer bei Dir ist. Alles ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dinge verändern sich und nichts bleibt wie es ist. Mach Dir Deine Gedanken und lasse der Erkenntnis stets fühlbare Taten folgen. Gehe verschwenderisch mit Deiner Liebe um, lass die Menschen um Dich herum fühlen, dass Du Dich erinnerst wer Du wirklich bist. Denn dann erinnerst Du auch sie, wer sie wirklich sind. Und nie vergessen: Es dauert vielleicht eine Weile, aber es geht ein Weg hindurch.

Noch etwas: 
Liebe Mütter & Väter, der Schmerz eines Kindes ist unermessbar groß bei einer Trennung und diese lässt sich manchmal leider nicht vermeiden. Jedoch kann man sich weiterhin um sein Kind liebevoll kümmmern, vorrausgesetzt wenn man wirklich will. Sollte einer von beiden so befangen sein, dass er oder sie aus eigener Verletzung, diesen für das Kind lebenswichtigen Kontakt verhindern möchte, so bemüht euch dennoch in erster Linie um das Kind. Hier geht es nicht mehr um euch allein. Hier geht es um ganz alte unbewusste Kräfte, die schon bereits vor eurer Geburt in euren Eltern aktiv waren. Unterbrecht dieses Band und wachst über euch selbst hinaus, aus Liebe zu euren Kindern und aus Liebe zu euch selbst.

Bex@Wo Licht ist, ist auch Schatten. 

1 Kommentar: